Beim 36. Public ICANN Meeting in Seoul wird klar: Die Einführung neuer gTLDs wird sich erheblich verzögern. So wurde bekannt, dass die Einführung neuer gTLDs noch eine ganze Weile auf sich warten lassen wird. Wer auf einen konkreten Zeitplan für die lang ersehnte Neueinführung von gTLDs durch die ICANN gehofft hatte, wurde enttäuscht.
Als Grund wurde u. a. die extrem zeitaufwändige Erstellung eines endgültigen gTLD-Bewerberhandbuches, des Applicant Guidebook, genannt.
Neben noch zu klärenden Definitions- und Organisations-Fragen sind aktuell auch ökonomische Studien im Gange, deren Ergebnisse erst noch eingebracht werden müssen. Auch beim Thema Registry/Registrar-Trennung besteht noch intensiver Diskussionsbedarf. Darüber hinaus gilt es, viele mögliche rechtliche Einwände zu berücksichtigen, z. B. die Verletzung von Rechten Dritter oder schwer zu regelnde moralische Einwände. Weitere Bedenken bestehen auch bezüglich der Sicherheit und Stabilität des Domain Name Systems (DNS), das neben
DNSSEC, IDNs und IPv6 durch die gTLD-Neueinführungen zusätzlich belastet wird.

Frühestens im Frühjahr 2010 ist mit einem vierten Entwurf des Bewerberhandbuches zu rechnen, das dann in eine endgültige Version, dem Final Application Guidebook, münden soll. Mit dieser Verzögerung wurden die Erwartungen vieler gTLD-Interessengruppen, wie z. B. .BERLIN, .ECO oder .GAY, auf eine baldige Einführung ihrer gTLDs gedämpft. Seit Jahren bemühen sie sich mit viel Engagement und Geld darum, neue generische TLDs online zu bringen. Doch die zu überwindenden Hindernisse sind nach wie vor hoch.

Aufgrund der heftigen Reaktionen zu diesen News hat wird das ICANN Board Interessensbekundungen der potentiellen Bewerber abfragen, um erstmal einen Überblick über die zu erwartenden neuen gTLDs und deren Bewerber zu bekommen. So wurde auch schon diskutiert, zunächst nur Regional- und Firmen-TLDs zuzulassen, die weniger markenrechtliche Streitereien und Konkurrenz nach sich ziehen sollen.